DEMOCRACitY - Demokratie und Stadt

Change begins in the cities lautet das Credo von Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau, die mit den Aktivist*innen der Plattform Barcelona en Comú seit 2015 die Stadtpolitik radikal umdreht, die Institutionen öffnet, politische Fragen an die Asambleas, nachbarschaftliche Stadtteilversammlungen, zurückspielt und gemeinsam mit den Bewohner*innen Lösungen für eine Stadt für alle diskutiert und entwickelt. Damit bildet Barcelona die Speerspitze einer wachsenden munizipalistischen Bewegung der radical cities, die weltweit Resonanz findet als solidarische Antwort auf das globale Umverteilungskarussell, das immer mehr Menschen zurücklässt.

Rasande Tyskar

Doch was macht die Stadt zum Hoffnungsort für eine radikale Re-Demokratisierung und zukunftsfähigen, gesellschaftlichen Wandel? Eines ist offensichtlich: Ebenso heftig wie die tiefgreifenden ökonomischen und sozialen Verwerfungen der letzten Finanzkrise im urbanen Alltag spürbar geworden sind, wird in Städten weltweit nach Strukturen des Gemeinsamen und Formen solidarischen Zusammenlebens gesucht. Viele dieser Ansätze entstehen selbstorganisiert in urbanen Nischen und erproben Möglichkeiten lokaler Handlungsfähigkeit gegen eine weithin empfundene Ohnmacht in unserer globalisierten Welt. Genau in diesem kollaborativen Stadtmachen, in der Erfahrung von Selbstwirksamkeit in urbanen Aushandlungsprozessen, in Stadtteilversammlungen und Nachbarschaftsinitiativen schlummert viel Potenzial für demokratische Erneuerung.

Gorka Linaza

DEMOCRACitY – Demokratie und Stadt, das Thema des bereits 8. urbanize! Festivals, versteht sich daher als Reclaim-Democracy-Projekt, das diesen Entwicklungen auf den Grund gehen will. Wie könnte eine Demokratie aussehen, die nicht in der verbreiteten, repräsentativen Form erstarrt? Wieviel Potenzial auf demokratische Erneuerung steckt in Architektur und Stadtplanung? Können die vorgegebenen Strukturen der Stadtpolitik und Kommunalverwaltung so genutzt werden, dass am Ende nicht wieder nur Repräsentation übrig bleibt? Lösen kollektive Modelle die komplexen Probleme der urbanen Gesellschaft überhaupt? Wie ist es möglich, an Demokratie als Projekt einer aktiven Selbstermächtigung zu arbeiten, anstatt sie nur passiv zu konsumieren?

urbanize! lädt 10 Tage lang mit internationalen Gästen ins öffentliche Wohnzimmer im Architekturzentrum Wien. Mit Vorträgen und Diskussionen, dem Public Seminar Place Internationale des Social Design Studios an der Universität für angewandte Kunst Wien, Workshops für Erwachsene und Kinder, Vernetzungstreffen, künstlerischen Interventionen, der Ausstellung Actopolis. Die Kunst zu handeln in Kooperation mit dem Architekturzentrum Wien, dem Goethe Institut und Urbane Künste Ruhr, Filmen, Konzerten und Stadterforschungen diskutiert das Festival Strategien des neuen Munizipalismus ebenso wie Selbstorganisation im Wohnbau und Fragen zu Solidarität und Nachbarschaft.

Mit Gästen aus Athen, Barcelona, Berlin, Belgrad, Bukarest, Detroit, Rom, Paris und Wien ruft urbanize! 10 Tage vor der österreichischen Nationalratswahl den Place Internationale im Az W aus: Einen Ort der Solidarität statt der Angst, der aktiven Selbstermächtigung statt der passiven Lähmung, der Arbeit an einer umfassenden Re-Demokratisierung als Basis einer gerechteren und lebenswerteren Zukunft. Willkommen!